Südafrika – ein Land, das für nur drei Monate mein Zuhause war. Ein Ort an dem ich so viele Menschen in Herz geschlossen habe. Eine so gesegnete Zeit, in der ich so viel erlebt habe und auch so viel lernen durfte. Ein Land, das so viele Facetten hat und eine Zeit die mich, auch wenn sie nicht sehr lang war, sehr verändert hat.
Mein Wunsch einen Auslandseinsatz zu machen ließ sich nach dem Abitur (dank Corona) leider nicht in die Tat umsetzten. Vier Jahre später bekam ich eine neue Chance geschenkt. Nachdem meine Masterarbeit im April abgegeben war, hatte ich noch 9 Monate „freie Zeit“ vor mir bevor ich mein Referendariat an einer Schule beginnen würde. „Jetzt oder nie“ dachte ich und bewarb mich für den dreimonatigen Einsatz in Südafrika. Meinem Einsatz wollte ich ganz unvoreingenommen entgegen gehen und einfach alles auf mich zukommen lassen. Was „Missionseinsatz“ eigentlich bedeutet ist mir wohl erst beim Basic Training im Mühltal bewusst geworden. Zum Glück waren bis dorthin schon alle Flüge gebucht und es gab kein Zurück mehr. Ich bin ohne Erwartungen und teilweise etwas planlos in den Flieger gestiegen. Mein erster Langstreckenflug verlief reibungslos und ich konnte Anfang Mai wohl behütet das Volunteerhouse in Knysna beziehen.
Das Volunteerhouse war unser „Stützpunkt“. Hier habe ich mir mit sechs, irgendwann nicht mehr ganz so fremden Mädchen, ein Schlaf- und Badezimmer geteilt, hier haben wir als Team zusammengelebt, gekocht, Sonnenuntergänge bestaunt und ganz viele Filmabende mit tiefen Gesprächen gehabt. Von hier aus sind wir täglich auch zu den einzelnen Projekten gefahren. Als aller erstes ist mir der frühe Sonnenuntergang und der hohe Stacheldrahtzaun um das Gelände herum aufgefallen. Auch wenn Südafrika in vielen Bereichen sehr westlich orientiert ist, so ist der Sicherheitsstandard nicht mit dem was ich aus meinem kleinen deutschen Dorf gewohnt war zu vergleichen.
Knysna, die Stadt die direkt um eine Lagune herum gebaut ist, hat mich vom ersten Tag an begeistert. Wunderschöne Strände, atemberaubende Sonnenuntergänge, riesige Villen mit Meerblick, eine sehr wohlhabende Stadt – so mein erster Eindruck. Dieser Eindruck hielt sich aber nur so lange, bis wir die mainroad weiter entlangfuhren und ins Township gelangten. Die zweite Sache die mich sehr eindrücklich getroffen hat, war die Tatsache wie riesengroß die Spanne zwischen arm und reich hier ist. Im Township haben die meisten Häuser kein fließendes Wasser, keine Sanitäranlagen und keinen Strom. Ein Großteil unserer Projekte hat im Township stattgefunden. Dort haben wir Nachmittagsprogramme veranstaltet die meistens dem Ablauf: Tanzen – Bibelgeschichte – kreativer Teil, gefolgt sind. Wir haben Jesus in die Townships gebracht und vor allem eine große Portion Liebe, Zuneigung und Spaß. Neben den Nachmittagsprojekten im Township hatten wir auch ein Projekt in einem Kinderheim, in einer Grundschule, in einer Internatsschule und haben außerdem den Jugendkreis und die Sonntagsschule gestaltet. Ich hatte das Privileg so viele Kinder und Jugendliche kennen zu lernen, die von Grund auf einfach herzlich und fröhlich waren und sich gerne begeistern lassen haben. Das war unglaublich schön und gleichzeitig auch sehr berührend. Die meisten Kinder die ich gesehen habe, stammen aus schwierigen Familienverhältnissen, in denen Drogen und Alkoholmissbrauch an der Tagesordnung stehen. Viele haben schreckliche und traumatische Dinge erlebt. Das hat sowohl physische als auch psychische Spuren bei den Kindern hinterlassen was gleichzeitig die Notwendigkeit der Arbeit von YFC Knysna bekräftigt.
An unseren freien Tagen war ganz viel Zeit für Ausflüge. Dafür wird in Knysna und Umgebung auch einiges geboten. Im Elefant park war ich mit Elefanten spazieren, auf einer Safari habe ich Giraffen, Zebras und vieles mehr gesehen und am Strand „Brenton on Sea“ die schönsten Sonnenuntergänge erlebt. In unserer freien Woche sind wir mit dem Bus nach Kapstadt gefahren, wo ich Pinguine am Boulders Beach gesehen habe, auf den „Table Mountain“ geklettert bin und die „Planetshaker Church“ besucht habe.
Drei Monate sind wie im Flug vorbeigegangen. Wenn ich auf meine Zeit in Südafrika zurückblicke, werde ich mit purer Dankbarkeit und Demut erfüllt. Ich bin dankbar, dass ich die Chance hatte etwas an andere weitergeben zu können. Ich bin dankbar, dass ich meine Zeit sinnvoll nutzen konnte und so viele Samen säen durfte. Ich bin dankbar, dass ich Jesus noch einmal ganz neu und anders kennenlernen durfte. Ich bin demütig, weil ich alles was ich habe so viel mehr schätzen gelernt habe. Ich habe nichts dafür getan um dieses privilegierte Leben in Deutschland führen zu dürfen. Es ist pure Gnade. Nach Südafrika zu gehen war die prägendste und lehrreichste Zeit in meinem bisherigen Leben und ich kann es jedem nur empfehlen.
Von Anfang an habe ich mir Psalm 73,28 als Leitvers über meinen Auslandseinsatz geschrieben: „Doch es geht mir gut, weil ich mich nahe an Gott halte. Ich setze meine Zuversicht auf den allmächtigen Herrn. Von seinen wunderbaren Werken will ich allen erzählen“. Das durfte ich erfahren, das durfte ich erleben und das möchte ich jetzt hier, zurück in Deutschland, auch weiterleben!